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Abschnitt 10: traumhaftes Schärensegeln18.-24.7.2006
Zwei kleine Mädchen kommen mit ihrer Mutter an unserem Boot vorbei, bleiben stehen und gucken. Eins der Mädchen druckst herum und fragt Conni schließlich auf schwedisch: 'Bist Du Pipi Langstrumpf?' Klar! Wir haben die Piratenflagge gehisst und Conni hat rote Haare, zwar keine Zöpfe, aber sie könnte ja eine ältere Pipi Langstrumpf sein - eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht abzustreiten :-) 'Nein, leider nicht.' 'Seid ihr Piraten?' 'Ja, aber ganz liebe.' Am späten Nachmittag raffen wir uns endlich zu einem Spaziergang auf. Wir sind in einem winzigen Örtchen, inmitten der typischen, felsigen Granitlandschaft der Schären. Der kleinen Tante Emma Laden, zu dem uns ein Spaziergang zum nächsten Ort führt, hat soeben geschlossen. Dank Connis Schwedisch- und Überredungskünsten dürfen wir aber durch den Hintereingang nochmal rein. Wir planen wie es weitergehen soll. Stockholm wäre noch zu schaffen, wir entscheiden uns aber dagegen. Wir wollen lieber ganz gemütlich und ohne Streß durch die schönen schwedischen Schären schippern. So machen wir uns auf nach Trosa. Navigieren können wir quasi nach Sicht: Segeln kann man überall wo man Wasser sieht. Dieses Inselgebiet ist wirklich der Wahnsinn! Es gibt zehntausende Inseln im Stockholmer Schärengarten, wobei alles eine Insel ist, was aus dem Wasser herausschaut. Und überall Segler, kreuz und quer zwischen den Inseln unterwegs. Ich freue mich, dass hier alle sehr entspannt an die Segelei rangehen. Man nimmt Rücksicht, wartet Flauten einfach ab und selbst in schmalen Durchfahrten wird gekreuzt, wenn der Wind nicht passt.
Nach einigen Stunden Segelei durch die Schären erreichen wir Klovskär (58°43.842'N 17°24.642'E). Es sind zwei Inseln die fast verbunden sind. Irgendwann hat jemand die Lücke durch einen kleinen Steinwall geschlossen, so machen wir an der kleineren der beiden fest und erreichen dennoch das Plumpsklo auf der anderen. Das Wetter war unterwegs eher durchwachsen aber abends klart es wieder auf, so dass wir baden (ausser Daniel, der würde erfrieren), die Inseln erkunden und abends noch grillen und am Lagerfeuer sitzen. (todo: Holzgeschichte) Wir haben den Wind genau von der Seite und der Anker hält nicht richtig gut. Das Ufer fällt aber so steil ins Wasser, wir könnten zur Not sogar längsseits gehen. Abends zieht noch ein Gewitter auf, aber es erreicht uns gottseidank nicht. Ich liebe die Abende hier mitten in der Wildnis, keine Luftverschmutzung, keine Lichtverschmutzung und wunderbare Ruhe. Wir sind natürlich, jetzt in der Hochsaison, nicht die einzigen hier, aber von unseren schwedischen Nachbarn bemerken wir nichts. Heute knallt die Sonne wieder vom Himmel. Wir lassen uns mit dem Aufbruch Zeit: Wir Frühstücken wieder fürstlich, diesmal mit Pfannkuchen, baden nach einer kleinen Wasserschlacht und geniessen das schwedische Seglerleben. Dann segeln wir noch 16 Meilen und machen wieder an einer Schäre fest (58°42.544'N, 17°11.829'E). Von hier sind es nur noch 5 Meilen bis Nyköping, unserem morgigen Abschnittsziel. Diesmal erweist sich das Anlegen allerdings als kniffelig. Erst im dritten Anlauf finden wir eine Stelle, an der es tief genug ist. Nun haben wir links und rechts vom Bug einen großen Stein, wir passen eben dazwischen. Wir legen 20 Meter lange Leinen um die nächsten erreichbaren Bäume und halten so den Bug genau in der Mitte. Daniel zaubert ein paar Cocktails, mit denen wir unseren letzten gemeinsamen Abend zelebrieren.
Nyköping hat einen recht großen Yachthafen, aber sonderlich schön ist es hier nicht. Unschlagbar ist dafür, dass Ryanair nur wenige Kilometer ausserhalb seinen 'Stockholm'-Flughafen hat. (So wie der 'Frankfurt'-Flughafen in Hahn oder 'Hamburg' in Lübeck...) Hier nehme ich Hanna und meine Eltern in Empfang, ein neuer Abschnitt kann beginnen. Nachdem wir uns neu einproviantiert haben, geht es also mit neuer Crew los. Zuerst durchsegeln wir die Schären vor Nyköping. Als wir sie verlassen, um die Bucht, die nach Norrköping führt, zu queren, kommen wir von einem Moment zum nächsten in größere Wellen. Ach ja, so was gibt's ja auch - völlig vergessen nach 'ner Weile Schärensegeln... Als wir wieder ins Schärengebiet einsegeln beruhigt es sich auch sofort wieder. Wir gucken uns Lunda als Ziel aus und so dürfen nun auch Hanna und meine Eltern das schwedische Seglerleben kennenlernen. Das Anlegen klappt diesmal wieder im ersten Anlauf (58°30.059'N, 17°00.304'E), wir liegen neben einem traumhaft schönen, großen Schärenkreuzer von 1919, wie wir später erfahren. Für 100.000 Euro könnte ich ihn direkt mitnehmen erzählt uns die abenteuerliche Crew. Danke - vielleicht später mal. Heute wollen wir den Götakanal erreichen. Es sind nur noch xx Meilen bis zu seinem Anfang in Mem, aber zunächst haben wir Flaute und dann passt der Wind nicht und wir müssen kreuzen. Das macht einen nun auch nicht gerade schneller. Aber das Wetter ist gut, wir lassen uns nicht drängen und kommen bis Stegeborg (58°26.439'N, 16°36.059'E). Die wenigen Gastboxen sind belegt, ich ziele eine freie Box am privaten Motorbootsteg an. Sie ist recht schmal, aber mit den dünnen Fendern zwischen uns und dem Steg können wir uns reindrücken. Auf Festmacher könnten wir eigentlich verzichten, so festgeklemmt sind wir. :-) |
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